»Extra« lautet der Titel des ersten Albums der Wiener Band Lorbeeren. Auf dem Cover ist eine schlichte Wurstsemmel zu sehen, auch der Hintergrund ist wurstfarben gehalten. Das Motiv gibt Einblick in die Herangehensweise des Quintetts. Nicht selten laden Lorbeeren vertraute Symbole und Alltagsgegenstände mit vermeintlicher Bedeutung auf, sodass man als HörerIn nicht mehr weiß, ob es sich noch um puren Ernst oder bereits um ironische Brechung handelt. In Songs über die Lebenswelten erwachsen gewordener Millennials werden oberflächlich wirkende Phänomene wie Onlinedating (»Ghost Girl«), Fernsehen statt Ausgehen (»TV«) und Selbstoptimierung (»Bauch Beine Po«) auseinandergenommen und neu zusammengesetzt.
Ein treibender Beat, zackige Synthesizer und präzise Gitarrenlicks eröffnen das Album im Titeltrack mit einer gewissen Schwere und einer Prise Kapitalismuskritik. Nach wilden zwei Minuten kulminiert der Song in einer Trap-Andeutung. Wie zur Versöhnung entpuppt sich das folgende »Mich zaht das nicht« dann schon beim ersten Hören als Ohrwurm mit fetten Pop-Punk-Gitarren und einem Refrain, der zum Mitsingen einlädt. »Extra« bietet außerdem krachende Rocksongs (»Wenn Sie Spricht«, »Lorbeeren«), trockene Funk-Beats (»E-Bike«) und sphärische Popmomente (»Brennball«). Lorbeeren erweitern und verfeinern ihren seit der EP »Lava« (2017) etablierten Soundmix, der nun gereifter und homogener ausfällt und als reine DIY-Wohnzimmerproduktion in bemerkenswerter Weise bei den ganz Großen mitmischen darf. Mit jugendlicher Lebhaftigkeit und professionellem Fingerspitzengefühl gelingt Lorbeeren das Kunststück, maximal breitenwirksam zu sein, ohne in die Falle der Beliebigkeit zu tappen.